Emergenza Finale Essigfabrik, Köln

Köln, den 23.07.2006

Kölle alaaf alaaf, Kölle alaaf. Da haben sich wahrscheinlich die "Hagen Rocks" Bands ZENFU, NASTY TRICK und BACKYARD20 vom Emergenza-Finale in Köln etwas mehr versprochen, ich für meinen Teil auf jeden Fall zumindest von der Location. Da ich im Vorfeld noch nie etwas von der Location "Essigfabrik" gehört bzw. gelesen hatte, ahnte mir Schlimmes.

 

Am Samstag begab ich mich zuerst zum Gevelsberger Hauptbahnhof, wo die Band NASTY TRICK drei große (und Gott sei Dank klimatisierte) Reisebusse vorweisen konnte. Nach der Fahrt (inklusiver nicht eingeplanter Stadtrundfahrt) wurden wir auch gleich von der Band emfangen. Unweit der Kölner Altstadt, in einem kleinen Industrie-/Wohngebiet gelegen, lag die "Essigfabrik". Von außen den gleichen Charme wie der Dortmunder Soundgarden, von innen ebenso dreckig. Da sich wenige Meter entfernt eine Tankstelle befindet, bekam man keine Stempel, was einige natürlich dazu veranlasste, erstmal vor der Halle ein paar Getränke zu kippen. Nur da hatten sie nicht mit dem extra dafür abgestellten Security-Mann gerechnet, der immer wieder diese kleinen Gruppen aufzulösen versuchte. Irgendwann bin ich dann auch in die Halle und schon kurz nach der Tür kippte man wegen der Hitze von gefühlten 45 Grad fast um - kaum auszuhalten. Trotzdem lauschte ich zunächst den Klängen der Band NO I.Q. aus Essen, die nicht zuletzt durch ihre Ansagen ihrem Namen alle Ehre machten, da spielt jede Stadtfest-Band besser.

Dann eben schnell wieder auf den kleinen Hallenvorhof, um Luft zu schnappen, und dann spielten die Soester SON. auf. Ich blieb in der Halle, denn deren Sound aus 60% Deftones, 20% Linkin Park und 20% Eigenständigkeit gefiel mir auf Anhieb. Das hatte Elan und dem Sänger lief der Schweiß nur so aus allen Poren seines Körpers. Anzumerken sei hier noch, dass die Band nur mit einem Gitarristen antrat, da der andere urlaubsbedingt ausfiel, aber wie klingen die erst mit zwei Gitarren? Verdammt gut die Bande. Dann - zumindest was das Auftreten mit Fan T-Shirts betraf - die stärkste Konkurrenz für NASTY TRICK: die Band PROUD OF mit Saxophon und Backgroundsängerin. Naja, vielleicht wegen Luftmangel oder einfach aus Langeweile verließ ich dann doch mal wieder die Halle.

Dann das erste Highligt des Abends: BACKYARD20, da sie meiner Meinung zum ersten Mal richtig zusammen als Band agierten. Zwar zogen sie die einzelnen Songs ziemlich in die Länge und begannen mit dem für Ersthörer noch als Ohrwurm zu bezeichnenen "Tag am Meer", aber der straight gespielte Punkrock gefiel. Auch das abschließende "Thank you", wo nach kurzen Drumsolo Arne, Max und Tommi nur in Boxershorts gekleidet die Bühne enterten, machte Spaß. Da hebt man gern die Hand bei der abschließenden Abstimmung.

Dann war es endlich soweit: NASTY TRICK legten los und vor der Bühne war es gerammelt voll. Schon der Refrain des Openers "Gangbang", wobei der Bandclown von einer Domina auf die Bühne geführt wurde, erklang aus allen mitgereisten Kehlen. Der Track "Religion" folgte und man merkte der Band an, dass sie auf dieser großen Bühne ihren Spass hatte. Das anschließende ruhige "I like the dark" lud zur kurzen Ruhepause ein, bevor die Bandhymne "Nasty Trick" und "Beware" nochmals alle zum Tanzen und Mitsingen animierte. Geiler Auftritt und verdammt viele Hände strecken sich gen Hallendecke. Danach noch kurz den Deftones-Klon EXPOSED TO NOISE gelauscht, deren DJ man überhaupt nicht heraushörte. Nun wartete man gespannt auf die Abstimmung. Platz 6 ging an BACKYARD20 mit einer Stimme weniger als SON., und einen verdienten ersten Platz mit 163 Stimmen an NASTY TRICK, mit immerhin 32 Stimmen mehr als die zweitplazierten PROUD OF. Der erste Platz konnte aber nicht lange bejubelt werden, da schon draußen die Busse zur Abfahrt drängten. Zu Hause dann schnell ins Bett, da es am nächsten Tag ja mit ZENFU wieder nach Köln ging.

 

Diese fuhren mit Band bereits um 13 Uhr, mit einem leider nur 29 Personen fassenden Kleinbus ab - dafür aber von Hagen und mit Freigetränken. Vorgewarnt durch mich und durch die doch sehr metallastigen anderen Bands ging ein Teil erstmal Richtung Altstadt und Kölner Dom - auch schön so ein Nachmittag in Köln. Kurz vor dem Auftritt von ZENFU ging es dann in die Halle, in der man noch einige Lieder der Band DAWN OF DESTINY mitbekam, die den Fans von Nightwish gefallen hätten.

Dann ging es mit den von Sebastian angekündigten "Saunawettbewerben" und dem neuen Song "Babysitter" (heißt der eigentlich jetzt wirklich so?) los, obwohl der leider noch etwas verhalten rüberkam. Nicht so "Frank Blood", der jetzt mit zwei Gitarren noch viel fetter rüberkommt. Der Rap-Rock-Song "Lost on highway" ebenfalls, genauso wie der für mich mittlerweile zum neuen Lieblingssong aufgestiegene Song "Sehnsucht". Dann wieder ein neuer Song, nämlich "Chefsache", der mit einem Rap des bei diesem Auftritt klasse debütierende neue Gitarrist Quitschi beginnt und einen ohrwurmmäßigen Refrain hat. Danach schlich sich Fabian von 5TH ELEMENT auf die Bühne, um die Band bei "ZENFU" zu unterstützen, was leider nicht so klappen wollte. Auch merkte man den fehlenden zweiten Rapper beim abschließenden "Großraumbrand". Den mitgereisten Fans hat der Auftritt aber auf jeden Fall gefallen. Schön, ZENFU mal wieder auf einer so großen Bühne bei gutem Sound und verdammt guter Lightshow zu bewundern. Die Abstimmung ergab 47 Stimmen für ZENFU, also auch einige Fremdstimmen, reichte letztendlich aber nur für Platz 6. Schade eigentlich, aber ich persönlich kann ja auch die Leistung der anderen Bands nicht bewerten, denn nach dem Auftritt verließen wieder ein Teil die Halle und warteten vor dieser lieber auf den Bus. Die Rückfahrt verlief auch gut.

 

FAZIT des Wochendendes bzw. zu EMERGENZA allgemein: Ganz abgesehen von dem Abstimmungsregelwerk fand ich diese Location im Vergleich zur Matrix oder Live Music Hall im letzten Jahr einfach lächerlich, allein wegen der nicht vergebenen Stempel und den viel zu hohen Getränkepreisen (2,50 Euro für eine 0,33 l-Flasche Kölsch). Ebenfalls finde ich es fraglich, ein Finale auf einen Sonntag zu legen, wo erwartungsgemäß nicht viele Fans zu Konzerten aufgelegt sind. Wenn schon, dann müsste man die Stimmen prozentual dem Samstag angleichen, denn Samstag ist es einfacher als Band seine Fans zu mobilisieren. Was jetzt bitte nicht die Stimmenzahl von NASTY TRICK schmälern soll, denn die Leistung zählt natürlich auch. Ich finde es zumindestens gut, dass ZENFU nächstes Jahr nicht mehr an dieser "Nur-Geldscheffelnden-Veranstaltung" Emergenza teilnimmt.